Kundengruppe: Gast

Mundstück Tips

Das Saxophon Mundstück


 
Die Gestaltungsmöglichkeiten eines Mundstücks hinsichtlich
  • Bahnöffnung
  • Bahnlänge
  • Kammer
  • Gegenwand
  • Material
sind so vielfältig, dass ich hier für die Suche nach dem idealen Mundstück die wichtigsten Parameter und deren Auswirkungen erläutere.

 

Die Bahn


 

Die Bahn ist der Abschnitt zwischen der Mundstückspitze (Tip Rail) und dem Tisch des Mundstücks, an dem der angeschnittene Teil des Blattes zum Schwingen kommt.
Die Bahn unterteilt sich in Öffnung (Tip Opening) und Länge (Facing Length).

Veränderungen der Bahnkurve in Bezug auf Steigung und Länge beeinflussen das Anblasempfinden.
Der Verlauf dieser Kurve wird in feinen Abstufungen, von sehr eng mit kurzer Bahn bis extrem offen angeboten.

Mit zunehmender Bahnöffnung verlängert sich meist proportional auch die Bahnläge, wobei jeder Hersteller seine eigene Philosophie von optimaler Balance hat.
So können bei vergleichbaren Öffnungen die Bahnlägen je nach Hersteller unterschiedlich sein.
Der Hersteller Selmer verwendet z.B. für neun verschiedene Öffungen immer die gleiche Bahnlänge, während Otto Link für zehn Bahnöffnungen fünf Bahnlängen anbietet.

 
 
Hersteller/ModellÖffnung
Selmer C*1,7
O. Link 51,6
Vandoren A-271,6
K. Siebold 5*1,7
Hersteller/ModellÖffnung
Selmer E2,0
O. Link 6*2,0
Vandoren A-352,1
K. Siebold 72,1
Hersteller/ModellÖffnung
Selmer G2,4
O. Link 82,4
Vandoren A-552,5
K. Siebold 82,4
 

Durch den mehr oder weniger geschulten Ansatz eines Spielers und der individuellen Zahn- und Kieferstellung ist das Anblasempfinden subjektiv. So kann das Klangergebnis bei der gleichen Blatt- und Mundstück-Kombination sehr unterschiedlich sein. Eine Beschreibung der Auswirkung ist nur unter Vorbehalt möglich, dennoch möchte ich meine und andere Erfahrungen beschreiben.

Die Intonation wird durch die Lippenspannung beeinflusst. Bei kurzen Bahnen ist dieser Modulationsbereich z.B. für das Vibrato geringer als bei langen Bahnen.
Auch lässt sich das obere Tonregister bei kurzen Bahnen leichter nutzen und umgekehrt.

Die Dynamik bzw. Lautstärke wird durch die Menge der Luftzufuhr beeinflusst. Bei engeren Bahnen ist die Schwingungsbewegung des Blattes geringer und der Dynamikbereich somit begrenzter. Für Anfänger ohne geschulten Ansatz eignen sich enge Bahnöffnungen mit leichten Blättern.
Enge und mittelenge Bahnöffnungen mit langen Bahnen und härteren Blättern bewirken einen konzentrierten Ton und eine hohe Kontrolle über Intonation und Ansprache, auch bei sehr großen Intervallsprüngen. Diese Kombination wird vorwiegend von SpielerInnen in der konzertanten Musik bevorzugt.

Bei offener werdenen Bahnen wird der Ton voluminöser und faseriger und bei sehr weiten Bahnöffnungen erhöhen sich die Hauchklanganteile. Der Ton kann mit der Lippenspannung z.B. für stilistische Effekte (extremes Vibrato, Slide Ins/Outs, Glissandi) flexibler genutzt werden. Die Kontrolle über die Intonation wird bei offenen und langen Bahnen allerdings schwieriger.
Da der Blaswiderstand sich bei offeneren Bahnen erhöht, werden häufig leichtere Blätter gespielt. Eine gelungene Kombination zwischen Bahnöffnung und Blattstärke hängt natürlich sehr von der Klangvorstellung und dem Ansatz ab.

Um also das ideale Mundstück zu finden, ist es unvermeidlich, verschiedene Mundstücke zu probieren. Von den Mundstück-Herstellern werden die Bahnöffnungen mit ganz unterschiedlichen "Codes" (Buchstaben oder Zahlen) bezeichnet. Zur Orientierung nachfolgend einige Vergleichstabellen:

 
Sopran
mm<1,3><1,4><1,5><1,6><1,7><1,8><1,9>
K. Siebold    5  6  6*  7  7*    
O. Link5   5*   6 6* 7 7*8  8*  
Meyer  56 7 8 910          
Selmer D E  F  GH I  J     
VandorenS15       S25       S35    
Berg Larsen50   55   60   65  70   75 
 
Alto
mm<1,7><1,8><1,95><2,1><2,25><2,4><2,65>
K. Siebold 5*  6  6*  7  7*  8    
O. Link5   5* 6  6* 7  7* 8 8* 9
Meyer 4  5 6  7 8   9 10   
Selmer C*  C** D E   F   G H  
VandorenA27   A25  A6 A35  A45 A9  A55A75  
Berg Larsen   70  75  80 85  90  95100 105
 
Tenor
mm<2,1><2,3><2,4><2,5><2,6><2,7><2,8><2,9><3,0>
K. Siebold    6  6*  7  7*  7**  8  8*  9 
O. Link5 5* 6  6*   7   7*   8   8* 9 
Meyer6 7  8    9   10            
Selmer DE F     G     H     I   J
VandorenT20   T35 T45   T55   T75 T7  T77   T95  T10
Berg Larsen  85 90  95   100   105   110   115  120
 
In der Praxis jedoch sind bei einigen Herstellern die angegebenen Werte der Bahn-Öffnungen und -Längen häufig deutlich abweichend. Mehrere Exemplare eines Mundstück-Typs (z.B. Link 7*) können ganz unterschiedliche Maße haben. Diese Fertigungsschwankungen führen nicht selten zu Verwirrungen. Ein Ausmessen des betroffenen Mundstückes kann hier Klarheit schaffen.
 

Die Kammer

 
 

Die Kammer, der Innenraum des Mundstücks, gehört zum Gesamtvolumen der Luftsäule die im Saxophon schwingt. Die Größe der Kammer (das Volumen) hat Einfluss auf die Intonation. Um das Saxophon zu stimmen wird die Position des Mundstücks auf dem S-Bogen verändert. Damit ändert sich gleichzeitig auch das Kammervolumen.

Die Form der Kammer hat zudem großen Einfluss auf die Klangfarbe.
Die Gestaltung der Seitenwände und der Gegenwand wird von den Mundstück-Herstellern in vielfältigster Form angeboten.

 

 

Die Gegenwand


 

Beispiel 1: Konkave und gerade Gegenwand
Ist die Innenform sehr rund mit ausgehöhlten Seitenwänden und einer konkav verlaufenden Gegenwand. Dies schafft eine sehr dunkle und weiche Klangcharakteristik.

 
Beispiel 2: Konvexe Gegenwand
Verengt sich die Kammergröße durch eine konvex verlaufende Gegenwand deren Profil ganz unterschiedlich sein kann, bekommt das Klangbild mehr Obertöne und wird presenter. Von dunkel-volltönend bis brilliant reicht das Spektrum der Klangcharakteristik.
 
 

Beispiel 3: Baffle
Liegt die Gegenwand extrem eng am Blatt mit einem Baffle/einer Stufe zur Kammer, ist der Ton hell und durchdringend bis scharf, verursacht im tiefen Register meist mehr Widerstand.
 

 
Bei all diesen Beschreibungen ist das Klangergebnis natürlich immer abweichend und beeinflusst vom Ansatz und der Kondition der Spieler/innen und deren Blattwahl.

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